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Entsetzen und Furcht sind im Markusevangelium die zentralen Gefühle angesichts der Auferstehungserfahrung. Die drei Frauen, die am Ostermorgen zum Grab kommen, finden dieses offen vor und entdecken statt dem erwarteten Leichnam des gekreuzigten Jesus im Grab einen Jüngling in weißem Gewand sitzen. Und Markus beschreibt ihre unmittelbare Reaktion mit den Worten: „und sie entsetzten sich“ (V.5). Der Schock war den Frauen offenbar derart ins Gesicht geschrieben, dass der Engel direkt auf ihr Erschrecken reagiert: „Entsetzt euch nicht! Ihr sucht Jesus von Nazareth, den Gekreuzigten. Er ist auferstanden, er ist nicht hier.“ (V.6)
Die beiden Marias und Salome sind so geschockt, dass sie kaum mitbekommen, dass ihnen der Engel noch aufträgt, diese gute Botschaft an die anderen Jünger Jesu zu überbringen. Und dass sie nach Galiläa gehen sollen, um dort den Auferstanden zu sehen, das scheinen sie ebenfalls angesichts ihres Erschreckens überhört zu haben. Denn Markus schildert anschließend keine Freude der Frauen, sondern dass sie voll Zittern und Entsetzen von dem Grab fliehen und niemandem etwas davon erzählen, weil sie sich fürchten (V.8).
Mit dieser Feststellung endete ursprünglich das Markusevangelium. Alle folgenden Verse finden sich erst in späteren Handschriften und sind offenbar eine später angefügte Zusammenfassung der in anderen Evangelien überlieferten Ostererzählungen. Die gute Botschaft bleibt am Ende des ursprünglichen Markusevangeliums ungesagt, weil der Schrecken über das Osterereignis zu groß war und mehr Furcht als Freude auslöste.
Wie kann das sein? Wie ist dann die Auferstehungsnachricht zu den Jüngern gelangt, wenn die Frauen sie nicht weitergesagt haben? Genau diese Frage will der Verfasser offenbar seinen Leserinnen und Lesern vorlegen: Was passiert, wenn die Osterbotschaft nicht weitergegeben wird? Dann bleibt es bei Furcht und Schrecken. Dann gibt es statt Hoffnung und Freude nur die ängstliche Flucht angesichts des offenen Grabes.
Dieser überraschende Schluss ist eine didaktische Meisterleistung des Evangelisten. Er macht allen, die sein Evangelium bis zu diesem überraschenden Ende gelesen haben, deutlich, dass nun sie selbst gefordert sind. Die Botschaft von dem, was Gott mit der Auferweckung des Gekreuzigten getan hat, muss doch weitergesagt werden. Nur so kann die gute Nachricht unter die Leute kommen, dass der Tod nicht das Ende ist. Nur so können alle erfahren, dass Gottes Macht sogar größer ist als der Tod.
Mit seinem überraschenden Evangeliumsschluss nimmt Markus seine Leserinnen und Leser gleichsam in die Pflicht. Ab jetzt kommt es auf jeden an, der weiß, was an Ostern passiert ist. Ab jetzt darf niemand mehr schweigen. Die frohe Botschaft von der Auferstehung Jesu muss in die Welt, damit es nicht bei Furcht und Zittern bleibt, sondern Menschen ermutigende Erfahrungen mit dem Gott machen können, der in der Osternacht den Tod überwunden hat. Das ist der bis heute notwendige Auftrag für alle, die aus Überzeugung Ostern feiern.


Prof. Dr. Ralf Dziewas, Theologische Hochschule Elstal

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